Latsch
Schalenstein
Weltweit verbreitet und rätselhaft wie Menhire und Felsenzeichnungen erscheint heute das Phänomen der Schalensteine. Auch am Sonnenberg zwischen Kastelbell und Goldrain und im Martelltal sind viele unterschiedliche Schalensteine aufzufinden. Dabei handelt es sich um kleinere und größere von Menschenhand geschaffene Vertiefungen in Fels- und Gesteinsoberflächen. Man findet sie einzeln oder auch in Gruppen, meist an alten Wegtrassen, Wasserläufen und häufig an exponierten Stellen. Der Beginn der Schalensteinproduktion reicht im Alpenraum archäologisch nachgewiesen bis in die Jungsteinzeit (eventuell sogar in die Mittelsteinzeit) zurück. In der Bronzezeit wurden auch noch häufig Schalensteine angefertigt. Bis zum Ende der Eiszeit kam es anscheinend zum Abklingen dieses Brauches. Erst im späten Frühmittelalter, als das Christentum bereits weit fortgeschritten war, tritt ein neuer Aufschwung ein. Eine zweite Blüte erlangte dieses Phänomen im Hochmittelalter, um im frühen 18. Jahrhundert endgültig zu versiegen. Ihre Formen reichen von 3-5 cm großen und 2-4 cm tief eingemeißelten konischen Schälchen, bis zu Rillen, Rinnen, Kreuzen und magischen Vierecken. Über ihre Funktion wird viel spekuliert. Man denkt an Opferschälchen, Sternenkarten, Sonnen-, Schamanen- und Fruchtbarkeitskultplätzen, eine Art von Felsbildern und Wegzeichen. Vielleicht wollte man auch nur das Steinmehl gewinnen und schrieb ihm heilende und magische Wirkung zu? Oder sollten (wiederverwendete) Schalensteine vor mittelalterlichen Hauseingängen Hexen fernhalten?
Über die Vinschgauer Staatsstraße bis nach Latsch.