Ausflugsziel
Becherhaus: Die höchstgelegene Schutzhütte Südtirols
Direkt vor der Tür des Becherhauses starten zahlreiche Touren auf die umliegenden Dreitausender. Die Hütte am Gletscher ist auch ein komfortables Basislager für Hochalpinisten.
Auf der Südtiroler Seite der Stubaier Alpen am Rande des Übertalferners ragt aus dem ewigen Eis eine felsige Erhebung hervor. Hier, auf beachtlichen 3.195 Metern, thront das Becherhaus, die höchstgelegene Schutzhütte Südtirols. Trotz der verwegenen Höhenlage gibt es hier für 100 Gäste fließendes Wasser und warme Mahlzeiten für die Bergsteiger in gemütlichen Stuben.
Denselben Höhenrekord wie das Becherhaus hält auch das Marienheiligtum „Maria im Schnee“ – eine kleine Kapelle im Inneren der Hütte.
Stück für Stück
„Warum baut er sein Schutzhaus nicht gleich auf den Gipfel des Becherfelsen?“, lautete eine Frage aus den Alpenvereinsmitteilungen von 1891. Carl Müller hatte gerade am Pfaffennieder zwischen Wildem Pfaff und Wildem Freiger eine zweieinhalb mal vier Meter große Schutzhütte bauen lassen und damit großes Aufsehen erregt.
Im Jahr darauf stand Müller zum ersten Mal selbst auf dem Bechergipfel und die Idee eines großen Schutzhauses ließ ihn nicht mehr los. Im Januar 1893 wurde der Bau des Kaiserin-Elisabeth-Schutzhauses – so nannte man die Schutzhütte damals – beschlossen, im März 1894 begann die erste Bauphase.
Mit großen Pferdeschlitten und später einer Bremsbahn wurden insgesamt 25 Tonnen Baumaterial zum Aglsboden transportiert. Die Bremsbahn wurde Stück für Stück weiter nach oben gebaut. Der Aufstieg auf den Becherfelsen musste aber immer noch mit Muskelkraft bewältigt werden. Träger schleppten Bausand und hievten Bretter und Balken, die zum Teil zwölf Meter lang und 80 Kilogramm schwer waren, mühsam nach oben. Frost, Sturm und Schnee verlangten den Arbeitern das Menschenunmögliche ab. Sie mussten jeden Tag nach wenigen Stunden zur 600 Meter tiefer gelegenen Teplitzer Hütte absteigen, um am nächsten Morgen wieder aufzusteigen. Trotzdem konnte die Hütte am 16. August eröffnet werden. Wie geplant, am Geburtstag des Kaisers.
Touren am Gletscher
Nur zwei Minuten vom Becherhaus entfernt beginnt bereits der Gletscher. Im Umkreis der Hütte erheben sich lauter prominente Dreitausender wie der Wilde Freiger, die Sonklarspitze, der Botzer, der Wilde Pfaff, das Zuckerhütl und die Hofmannspitze. Mit dem Aufstieg zum Becherhaus haben die Bergsteiger den Großteil der Höhenmeter schon bewältigt, ab hier müssen weder große Entfernungen noch kraftraubende Höhenunterschiede überwunden werden, um auf einem der umliegenden Gipfel zu stehen.
Bewirtschaftet ist die Hütte nur im Sommer. Dann wird sie zum Basislager für abwechslungsreiche hochalpine Bergtouren. Der Hüttenwirt und seine Familie sorgen für das kulinarische und alpine Wohlergehen ihrer Gäste. Um auf der Becherhütte zu übernachten, ist es notwendig, sich vorher anzumelden. Verzichtet man auf die geplante Bergtour, sollte man die Übernachtung mindestens einen Tag vorher absagen.
Lust auf das Becherhaus?
Um die Schutzhütte zu erreichen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die erste Route erfordert zwar keine alpintechnische Ausrüstung, aber doch einiges an Kondition und Bergerfahrung. Sie führt über die Grohmannhütte und Teplitzer Hütte in rund sieben Stunden zur Hütte. Die zwei anderen Touren sind Gletscherüberquerungen und fordern dementsprechende Ausrüstung. Zum einen kommt man vom Stubaital über das Peiljoch und den Gletscher Fernerstube zum Becherhaus, zum anderen von der Timmelsalm über den Übeltalferner.
Becherhaus
Weitere Informationen
Über die A22 bis nach Sterzing, nach der Autobahnausfahrt die 4. Ausfahrt vom Kreisverkehr in Richtung Ridnauntal nehmen. Der Straße bis nach Maiern (Bergbaumuseum) folgen, ca. 17 km.
Kostenlose Parkplätze beim Bergbaumuseum in Maiern, Ridnauntal.
Südtirols höchstgelegene Schutzhütte liegt auf der südlichen Seite der Stubaier Alpen auf einer Höhe von 3.195 m. Das Becherhaus wurde 1894 vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein errichtet, erhielt nachher aber mehrere Umbauten und Renovierungen. Die letzten Umbauarbeiten auf der höchsten Baustelle Südtirols konnten im Sommer 2021 nach rund einem Jahr Arbeit fertiggestellt werden. Der ursprüngliche Bau dauerte vom März bis August 1894. Hierfür wurden 25 Tonnen Material aus Maiern bis zum Gipfel gebracht. Noch im selben Jahr wurde die Hütte unter dem Namen „Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus“ eröffnet. Einige Jahre später wurde der Namen dann geändert. Auch die Kapelle "Maria im Schnee" wurde angefertigt, welche noch heute zu besichtigen ist.
Trotz der eindrucksvollen Lage bietet die Schutzhütte den Bergsteigern fließend Wasser, warme Mahlzeiten in der gemütlichen Stube und Platz für 100 Personen; auch die Brandschutzvorrichtungen, technischen Anlagen und Stromversorgung sind auf dem neuesten Stand. Bewirtschaftet wird das Becherhaus von Ende Juni bis Mitte September. Bekannte Gipfel wie Wilder Freiger (3418 m), Zuckerhütl (3505 m), Sonklarspitze (3463 m) und Botzer (3250 m) runden das Becherhaus im Gebiet des ewigen Schnees ein.
Ausgehend vom Talschluss Ridnaun Richtung Aglsbodenalm, erreicht man das Becherhaus über die Grohmann- und Teplitzer-Hütte. Nach der Teplitzer Hütte am malerischen Vogelhüttensee vorbei, weiterhin auf dem Weg bzw. Steig Nr. 9 über Steinblöcke und gut abgesicherte Passagen mit Drahtseilen und Trittbügel, eine Moräne querend weiter bis unter den Becherfelsen. Das letzte Stück geht es über Serpentinen hoch bis zum Becherhaus. Bergerfahrung, Trittsicherheit und zweckmäßige Ausrüstung unbedingt erforderlich! Der Rückweg erfolgt über den Aufstiegsweg.