Ausflugsziel
Reschensee: Stummer Zeitzeuge im Wasser
Der Reschensee liegt im Oberen Vinschgau im Westen Südtirols. 1950 wurde er gestaut, zwei Dörfer versanken damals im Wasser. Heute ist der See als Ferienziel weitum bekannt.
Fährt man über den Reschenpass in den Vinschgau und gelangt zur langgezogenen Wasserfläche des Reschensees, dann bleibt der Blick an einem Kirchturm hängen, der hier aus dem Wasser ragt. Bei diesem stummen Zeitzeugen handelt es sich um den Turm der Altgrauner Kirche, der an das Jahr 1950 erinnert, in dem rund 100 Familien aus den Dörfern Graun und Reschen ihre Heimat verloren haben.
Der See und seine Geschichte
Bereits vor der Zeit des Faschismus hatte man erwogen, hier einen Stausee zu errichten, um die Industriegebiete im oberitalienischen Raum mit elektrischer Energie zu versorgen. Erst 1940 begann man dann mit dem Bau einer Staumauer, der sich 10 Jahre lang hinzog. Im Sommer 1950 schließlich war es soweit – das gesamte Becken hinter der Staumauer wurde langsam mit Wasser gefüllt. Die Bewohner von Graun und Teilen von Reschen, deren Höfe sich im Bereich des Staubeckens befanden, mussten ihre Heimat nun verlassen. Die Häuser wurden gesprengt. Nur der Kirchturm durfte auf Anweisung des Denkmalamts in Trient stehen bleiben.
Ein Neuanfang
Die zwangsenteigneten Bewohner von Altgraun und Reschen siedelten sich in den neuen Dorfteilen neben dem See an – viele kehrten ihrer ehemaligen Heimat aber auch ganz den Rücken und wanderten in andere Teile Südtirols aus. Diejenigen, die diese Zeit miterlebt haben, erzählen noch oft von früher, von der alten Heimat, die unter dem Wasser begraben liegt. Aber die Bewohner haben sich mit der neuen Situation arrangiert und im Laufe der Jahrzehnte gelernt, mit dem Reschensee zu leben.
Wanderparadies und Erholungszone
Heute ist der Reschensee zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Urlaubsziel. Früher waren die Bewohner von Reschen und Graun fast ausschließlich Viehbauern, nun haben einige Arbeit im Tourismus gefunden. Urlauber am Reschensee schätzen die Ruhe und das milde Höhenklima im Oberen Vinschgau. Das Bergpanorama, unter anderem mit dem höchsten Berg Südtirols, dem Ortler, im Hintergrund, lässt täglich staunen. Am Reschensee gibt es viele Aktivmöglichkeiten. Zu Beginn eines Urlaubs empfiehlt sich der angenehme Rundgang um den See. Hautnah erlebt man die Berge und Almen hingegen, wenn man entlang des Panoramawegs über dem Reschensee wandert. Mit der Gondelbahn von St. Valentin auf der Haide gelangt man auf die Haider Alm auf 2.120 Metern und ist damit am Ausgangspunkt des alten Höhenweges. Vorbei an prächtigen, alten Zirben wandert man nun bis nach Schöneben.
Sport am Reschensee
Sportler kommen am Reschensee das ganze Jahr über auf ihre Kosten. Durch die optimalen Windverhältnisse ist der See ein echter Geheimtipp nicht nur für Kitesurfer, sondern auch für Segelfreunde. Wer lieber auf seine Muskel- statt auf die Windkraft vertraut, mietet sich ein Tretboot oder versucht sich im Stand-up-Paddeln. Im Winter bildet sich auf dem Reschensee eine tragfähige Eisdecke – sehr zur Freude der Schlittschuhläufer und Snowkiter. Aber auch die Pisten sind nicht weit: Das sonnenverwöhnte Skigebiet Schöneben liegt am Reschenpass und punktet mit sieben Liftanlagen und Schneesicherheit bis in den Frühling.
Reschensee
Weitere Informationen
Heute ist der Turm im See das am meisten fotografierte Motiv des Vinschgaus und das Wahrzeichen der Gemeinde Graun.
Er ist Ende 1300 als eigenständiges Bauwerk links der damaligen Kirche erbaut worden.
1939 wird ein Stauseeprojekt entworfen, welches eine Anhebung des Wasserspiegels um 22 Meter vorsieht
1949 erfolgt die erste Probestauung. Die Häuser in Graun und die Kirche zur hl. Katharina werden gesprengt. Der Turm bleibt nach zwei Sprengungen stehen und wird unter Denkmalschutz gestellt.
1950 Graun und Reschen werden zerstört und vom Stausee überflutet.