Ernte
Die Zeit ist reif
Knatternde Traktorgeräusche, der Duft von frischen Äpfeln und Trauben, geschäftiges Treiben am Hof: Wenn der Spätsommer ins Land zieht und die ersten kühlen Nächte vor der Tür stehen, beginnen die Bauern in Südtirol endlich die Früchte ihrer Arbeit zu ernten.
Knatternde Traktorgeräusche, der Duft von frischen Äpfeln und Trauben, geschäftiges Treiben am Hof: Wenn der Spätsommer ins Land zieht und die ersten kühlen Nächte vor der Tür stehen, beginnen die Bauern in Südtirol endlich die Früchte ihrer Arbeit zu ernten.
Südtirol ist nicht nur das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas, sondern hat sich auch für die Herstellung von Weinen mit hervorragender Qualität einen Namen gemacht. Das Landschaftsbild ist somit maßgebend von Apfelwiesen und Weinbergen geprägt. Besonders im Herbst, in der Erntezeit, sind die zwei wichtigsten Früchte des Landes allgegenwärtig. Die Obstbauernhöfe verteilen sich von Salurn im äußersten Süden durch das Etschtal bis in den Vinschgau ganz im Westen und über das Eisacktal Richtung Norden. Der Weinbau konzentriert sich vor allem auf den Süden des Landes. An den Hanglagen rund um die Südtiroler Weinstraße schmiegen sich malerische Weinberge. Auch im Meraner Raum und im unteren Eisacktal spielt der Wein eine bedeutende Rolle. Wer jedoch glaubt, in Südtirol gibt es nur Äpfel und Trauben, der irrt. Auch Zwetschgen, Birnen, Kürbisse, Kartoffeln und Krautköpfe werden von den Bauern im Herbst geerntet. Und das Beste daran: Auch die Gäste in den Ferienwohnungen und Zimmern kommen in den Genuss der Schätze, die die Landwirtschaft hergibt. Gleichzeitig können sie die Geschichte der Produkte aus nächster Nähe erfahren.
Im Garten Eden
Wusstest Du, dass der Royal Gala als eine der ersten Apfelsorten schon im August geerntet wird, während der Pink Lady erst im November dran ist? Die am meisten angebaute Apfelsorte in Südtirol ist goldgelb und hat rote Wangen, der Golden Delicious. Das Wichtigste beim Südtiroler Apfel ist die Qualität: Form, Farbe, Größe und Erntezeitpunkt müssen passen. Jeder Apfel wird in Handarbeit gepflückt. Das soll jedoch nicht heißen, dass sich der moderne Bauer keiner technischen Hilfsmittel bedient. Während früher einfache Leitern benutzt wurden, um die vier Meter hohen Baumwipfel zu erreichen, gibt es heute praktische Hebebühnen. Traditionell packen bei der Apfelernte alle Familienmitglieder mit an. Die kostbaren Früchte müssen möglichst unversehrt in Sicherheit gebracht werden. Mit dem Traktor werden die vollen Kisten in die großen Lagerhallen der Genossenschaften gebracht. Das Genossenschaftssystem hat sich in den letzten Jahrzehnten in Südtirol bewährt. Diese kümmert sich um Qualitätssicherung, Lagerung und Verkauf der Äpfel. Einige Bauern verarbeiten die knackigen Früchte auch direkt am Hof. Dort werden sie erntefrisch zu naturtrübem Saft, süßem Kompott oder knackigem Trockenobst veredelt. In den Erntemonaten kommt eine beachtliche Menge an gepflückten Äpfeln zusammen. Beinahe sechs Milliarden Äpfel landen auf den Obstbauernhöfen jährlich in den Erntekisten. Das ist beinahe ein Apfel für jeden Menschen der Welt. Die Gäste im Urlaub auf dem Bauernhof kommen in der Zeit der Ernte in den Genuss von knackfrischen Äpfeln direkt vom Baum.
Reife Trauben, erlesene Weine
Auch am Weinhof wird im Herbst der Höhepunkt des Arbeitsjahres erreicht. Bereits im Spätsommer erreichen die Trauben die Endphase des Reifeprozesses, wobei sonnige Tage und kühle Nächte die Qualität der Früchte begünstigen. Im September ist es dann soweit: Wenn Säure- und Zuckergehalt der Trauben perfekt sind, beginnt die Weinlese – in Südtirol Wimmen genannt. Die Trauben werden dabei von Hand geerntet. Nur so kann der Weinbauer beschädigte oder unreife Trauben konsequent auslesen. Gewimmt wird in Südtirol bis auf 1.000 Meter über dem Meeresspiegel, dank des mediterranen Klimas fühlen sich die Reben auch in dieser Höhe wohl. Die am weitesten verbreitete Traube ist der Vernatsch, obwohl insgesamt vorwiegend Weißweinsorten angebaut werden. Die reifen Trauben sind ausschließlich für die Weinproduktion bestimmt. Die meisten Bauern liefern an eine Kellerei, einige keltern selber ein. Die Trauben werden am Bauernhof gepresst und in große Fässer eingelagert. Im kühlen Keller kann der Wein bei optimalen Temperaturen gären. Dadurch entstehen erlesene Eigenbauweine. In der Erntezeit auf den Weinhöfen erleben die Gäste den Weg des Weines so authentisch wie nirgendwo sonst. Von der Traubenlese über das Keltern und Abfüllen bietet sich die Gelegenheit, die spannende Arbeit des Weinanbaus hautnah mitzuerleben – natürlich nicht, ohne die guten Tropfen zu verkosten.