Brot backen wie zu Omas Zeiten
Flackerndes Feuer im Ofen und ein Duft von Kümmel und Anis in der Luft.
Flackerndes Feuer im Ofen und ein Duft von Kümmel und Anis in der Luft – auf dem Bauernhof ist das Brotbacken seit jeher etwas Besonderes.
Es heißt nicht umsonst: unser tägliches Brot. Die nahrhaften Laibe waren früher auf den Bauernhöfen eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Jeder Krümel wurde geschätzt. Damals gingen die Bauern aber nicht nur kurz zum Bäcker um die Ecke, sondern haben das Brot in sorgsamer Handarbeit selbst hergestellt. Deshalb war auch nahezu auf jedem Bauernhof ein großer Backofen zu finden. Vom Anrühren des Teiges bis zum fertigen Laib vergingen meist nicht nur Stunden, sondern mehrere Tage. Auf dem Thalhofer Hof in Latzfons wird diese alte Tradition heute noch gelebt.
Zurück zum Ursprung
Im kleinen Bergdorf Latzfons, oberhalb von Klausen im Eisacktal, liegt der Thalhofer Hof auf 1.150 Metern über dem Meeresspiegel. Gemeinsam mit seiner Frau Erika und den drei Kindern bewirtschaftet Bauer Florian den Bauernhof mit Viehhaltung und vier Ferienwohnungen. Unweit davon lebte die Oma von Florian auf einem kleinen Hof, wo sie gelegentlich Brot backte. Florian und Erika freuten sich immer sehr, wenn sie vorbeikommen und eine Kostprobe mitnehmen durften. Als die Kräfte der Brotbäckerin nachließen, reifte bei Florian und Erika die Idee, die Tradition des Brotbackens weiterzuführen. Die ersten Brote wurden unter der Anleitung der Oma gemeinsam gebacken. Mit Hilfe ihrer geschickten Handgriffe und ihres geschulten Blickes lernten die Jungbauern das Handwerk. Als das nötige Wissen vorhanden war, fehlte am Thalhofer Hof jedoch noch eine wichtige Voraussetzung, um das Gelernte in die Tat umzusetzen: ein Brotbackofen. Der geeignete Raum dafür wurde schon bald im Untergeschoss des Bauernhauses gefunden. Eine tolle Entdeckung machten Florian und Erika auf dem Dachboden. Dort fanden sie die hundert Jahre alten Brotbretter, auf die sie heute wieder die Brotlaibe legen.
Vom Korn zum Brot
Ein bis zweimal im Monat wird am Thalhofer Hof der Ofen eingeheizt. Dies muss zeitig in der Früh geschehen. Bis die speziellen Ofenziegel genügend Wärme gespeichert haben, braucht es nämlich ein paar Stunden. Sobald das Feuer erlischt, wird die übriggebliebene Asche entfernt und der Ofen ist zum Brotbacken bereit.
Für das Bauernbrot verwenden Florian und Erika ausschließlich natürliche Zutaten. Die Grundlage für den Teig bilden heimisches Roggen- und Weizenmehl. Hinzu kommen etwas Hefe, Naturjoghurt, Salz und verschiedenste Gewürze. Neben Fenchelsamen, Kümmel und Anis darf eine ordentliche Portion Brotklee nicht fehlen. Nun heißt es, Ärmel hochkrempeln und ran an den Teig. Das Kneten erfordert Muskelkraft: denn geknetet wird noch mit der Hand. Anschließend braucht der Teig etwas Ruhe. Sobald der Teig ausgerastet ist und die Hefe ihre Wirkung entfaltet hat, beginnt das Formen der Brotlaibe. Hier sind Geschick und Können gefragt. Die fertigen Laibe werden sorgsam in den heißen Ofen geschoben. Sogleich erfüllt ein köstlicher Duft den Raum. Die Arbeit ist damit jedoch noch nicht getan. Insgesamt werden vier bis fünf Backgänge benötigt, bis alle Laibe gebacken sind. Das selbstgemachte Brot soll die Familie schließlich für mehrere Wochen versorgen.
Das Schönste am Brotbacken kommt zum Schluss. Die knusprigen Brötchen werden noch ofenwarm verkostet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Für diesen unverwechselbaren Geschmack haben sich alle Mühen gelohnt.
Alte Brotback-Kunst
Nicht nur auf dem Thalhofer Hof, sondern auch auf vielen anderen Höfen in ganz Südtirol backen die Bauernfamilien heute noch fleißig Brot. Diese gepflegte, handwerkliche Tradition wird von Generation zu Generation weitergegeben und bedeutet viel mehr als die reine Herstellung eines Grundnahrungsmittels.
Künstliche Zusatzstoffe? Nein danke. Knetmaschinen? Lieber die eigenen Hände. Das Korn wird mit der Getreidemühle gemahlen und die unterschiedlichsten Brotgewürze werden in den Teig geknetet. Ob Pusterer Bauernbrot oder ein Vinschger Paarl, schmecken tut es auf jeden Fall besonders gut. Das ist gelebte Tradition am Bauernhof.
Ein bis zweimal im Monat wurde von nun an der Ofen angeheizt. Dies muss zeitig in der Früh geschehen, weil es ein paar Stunden braucht bis genügend Wärme vorhanden ist.