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Brauchtum Tradition und Brauchtum
Von der Tracht zum Erntedank

Von der Tracht zum Erntedank

Bräuche und Traditionen haben auf den Höfen einen hohen Stellenwert. Sie bestehen fort und halten die Geschichte lebendig.

Bräuche und Traditionen haben auf den Bauernhöfen in Südtirol einen hohen Stellenwert. Sie bestehen fort und halten die Geschichte lebendig.

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Trachten, die auch nach Jahrhunderten noch immer in Ehren gehalten werden. Kräutersträuße, die vor jedem Unheil schützen. Krapfen, die nicht nur hervorragend schmecken, sondern auch Kulturgut sind. Und ein Fest, das alljährlich daran erinnert, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich ist. Bräuche und Traditionen sind in der bäuerlichen Welt stark verwurzelt. Nicht nur, aber vor allem dort, bestimmen Monat für Monat die Bräuche den Lauf des Jahres und verleihen dem Leben eine angenehme Beständigkeit. Begib Dich auf die Spuren des Südtiroler Brauchtums.

Ausdruck von Volkskultur

In Südtirol gibt es fast so viele unterschiedliche Trachten wie Täler und Ortschaften. Zu feierlichen Anlässen und religiösen Festen werden sie heute noch regelmäßig von Musikkapellen, Volkstanzgruppen, Kirchenchören und Schützenkompanien getragen. An hohen Festtagen zeigt sich auch die Bauernfamilie gerne in Tracht.

Ursprünglich war die Tracht in Südtirol das typische Gewand des Bauernstandes. Einen Großteil davon haben die geschickten Bäuerinnen in stundenlanger Handarbeit selbst gefertigt – das Sticken, Spinnen, Filzen und Nähen wurde von klein auf gelernt. Bis zum 18. Jahrhundert war es den Bauern nur gestattet, Kleidung aus selbst hergestellten Stoffen, wie Loden und Wolle, zu tragen. Luxustextilien wie Samt und Seide waren Adeligen und Bürgerlichen vorbehalten. Erst unter Kaiserin Maria Theresia wurden diese strengen Vorschriften abgeschafft. In jenen Zeiten entwickelte sich aus der einfachen Bauernkleidung eine richtige kunstvolle Trachtenmode und wurde zu einem bedeutenden Statussymbol. Die Tracht zeigte nach Außen, zu welchem Tal oder Gebiet man gehörte. Auch heute noch ist sie ein Zeichen der lokalen Zugehörigkeit. Trotz der vielen regionalen Ausprägungen hat die Tracht in Südtirol auch einige Gemeinsamkeiten. Die Frauen tragen ein Kleid mit Bluse und Schürze. Das Binden der Schleife um den Schurz verrät mehr als man denkt: links getragen, bedeutet, dass die Frau alleinstehend ist. Ist die Frau liiert oder bereits verheiratet, wird die Schleife rechts getragen. Männer tragen voller Stolz die unverwüstlichen Lederhosen und die Fatschn, einen mit Federkielstickerei reichlich verzierten Ledergürtel.

 

Kräuterbuschn gegen Unheil

Viele Südtiroler Bräuche haben ihren Ursprung in der katholischen Kirche. Einer davon wird am 15. August zu Maria Himmelfahrt gefeiert. Das älteste Marienfest wird in Südtirol auch Hochunserfrauentag genannt. Zu Ehren Marias steht der Tag ganz im Zeichen der Kräuter, da der Überlieferung nach, anstelle eines Leichnams Blumen in ihrem Grab gefunden wurden.

Anlässlich des Marienfestes binden die Südtiroler Bäuerinnen wunderschöne Sträuße aus wilden Kräutern und frischen Feldblumen. Diese werden anschließend in der Kirche feierlich geweiht. Der Kräuterbuschn setzt sich aus mindestens sieben verschiedenen Kräutern zusammen. Sieben deshalb, weil es im katholischen Glauben sieben Sakramente gibt oder weil Maria sieben Schmerzen erleiden musste. Für die Bauernfamilien ist dieser Festtag sehr wichtig, unter anderem weil der Glaube an die Kraft der Kräuter tief verankert ist. Vor allem durch die Frauen am Hof wurde dieses umfassende Wissen von Generation zu Generation überliefert. Nach der Weihe werden die Kräutersträuße auf dem Dachboden, im Heustadel oder im Herrgottswinkel aufgehängt. Ist ein Tier krank, mischen die Bauern zerriebene Blätter ins Futter. Zieht ein Gewitter auf, werden die Kräuter verbrannt, um Blitze fernzuhalten. Die geweihten Kräuerbuschen sollen Unheil abwenden und Glück, Segen und Gesundheit am Bauernhof bringen.

Süßes gefülltes Festtagsgebäck

Wenn Krapfenduft in der Luft liegt, ist Kirchtag im Dorf oder am Bauernhof gibt es etwas zu feiern. Das traditionelle Festtagsgebäck gibt es in Südtirol nur zu besonderen Anlässen und Feierlichkeiten.

Rechteckig, quadratisch, länglich oder halbmondförmig: Die Krapfen sind von Tal zu Tal verschieden. Auch die süßen Füllungen sind abwechslungsreich. Mal wird Marmelade oder Mohn verwendet, andere bevorzugen Kastanien oder getrocknete Birnen. Was alle Krapfenvarianten vereint, ist der Teig aus Weizen- und Roggenmehl, Butter, Milch, Ei, Sahne und einer Prise Salz. Damit die süße Füllung beim Backen im heißen Öl nicht ausläuft, müssen die Teigränder festgedrückt und anschließend mit dem Krapfenrad abgerollt werden. Dadurch entsteht auch der für die Krapfen charakteristische gewellte Rand. Viele alte Bräuche am Bauernhof drehen sich um die begehrte Köstlichkeit, wie etwa das Krapfenbetteln im November. Vor allem im Ultental, Pfunderer Tal und Ahrntal wird dieser Brauch heute noch gelebt. Verkleidete Burschen ziehen von Hof zu Hof, um Krapfen von den Bäuerinnen zu erbetteln. Warum ausgerechnet Krapfen? Sie gelten seit je jeher als Kult- und Weihegebäck, das Glück und Segen bringt.

 

Ein Dank für die erfolgreiche Ernte

Der Erfolg der harten Arbeit am Bauernhof ist oft von wenigen Wochen abhängig. In der Erntezeit werden die Früchte der Landwirtschaft eingebracht. Auf den Obst- und Weinbauernhöfen, aber auch im Bauerngarten erstreckt sich diese Zeit vom Sommer bis in den Herbst.

Alljährlich bedankt sich die Bauernfamilie bei Gott für die erfolgreiche Ernte. Und zwar nicht nur in Gedanken, sondern auch mit einem gebührenden Fest. Der Ertrag am Hof ist vom Fleiß der Bauern abhängig und wird von der Kraft der Natur gelenkt. Durch anhaltende Trockenperioden oder verheerende Unwetter ist die Ernte in Gefahr. Aus diesem Grund sind die Bauern auf göttliche Hilfe angewiesen. Wenn die Früchte endlich eingebracht sind und sich im Keller die Kisten, Flaschen und Gläser stapeln, ist es Zeit Dank zu sagen. In der Kirche wird Erntedank mit einer Festmesse begangen. Aus gegebenem Anlass werden Erntegaben zum Altar gebracht. Nicht fehlen darf auch der Erntedankschmuck. In vielen Dörfern in Südtirol wird eine kunstvolle Krone aus Obst, Gemüse und Blumen gebunden. Eine besondere Form des Erntedankes ist das Törggelen in den Stuben der Buschenschänke. Der Abschluss der Ernte wird mit jungen Wein, typisch bäuerlichen Spezialitäten und gebratenen Kastanien gefeiert. Das traditionelle Erntedankfest drückt jedes Jahr aufs Neue die unzertrennbare Verbindung der Bauern zur Natur aus.

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